Gedichte 2020
ich nenn es schweigen
© bei romie lie
die gedichte dürfen ohne einverständnis der autorin weder kopiert noch gedruckt werden.
mit blütenstaub
male ich
ein gedicht
ich nenn es
schweigen
hinein
will ich
dort wo
das herz aufbricht
und
sich wieder
schliesst
als blüte für
den nächsten tag
januar
unbeschuht
zum zweig
des anfangs
im entstehen
schon
verweht
kurz gegenstand
schon
unsichtbar
ungesehen
reist
der wind
wolken
meine lehrer
berge
meine meister
ob mir
feuer
und erde
den weg
zum wasser
weisen
eingefaltet
im innern
der stille
lausche ich
dem atem des alls
hinauf
zum heiligtum
der ahnen
noch ist
der weg breit
zwischen eichen
und kastanien
dann
lichten sich
die bäume
farn
kommt auf
kein pfad mehr
nur stille
dichter immer
leuchtender
das heidekraut
steil und steiler
hinauf
richte ich mich
nach der luft
auf einmal
bin ich da
wo
blitz und boden
zusammenfinden
und der tempel
ohne namen noch
geschlecht
atmende weite
wird
fluss
und fels
schnee
und wolken
das tiefe
spricht
der himmel
singt
es beginnt die strophe
eines langen lieds
sonnentulpen umspielen
die dämmerung
der himmel voll lava
ein flüssiges wort
ich danke
dem wunder der winde
vor mir
eine landschaft
ohne ziel
noch anfang
spurenlos
aus der zeit
gefallen
ist
alles
luftgeborene
nichts als
ein funke
wer
bin ich
im traum
meines traums
geheimnis und
offenbarung
der pfingstrosenwind
weht
ins herz der dinge
jubelt sich
ins absichtslos
augenblickliche
le point d'harmonie
entre deux éléments
glück
sommerbunt
wasserumspielt
wo steht
mein leuchtendes haus
zwischen
wurzeln und
weite
während
der fluss
vorbei zieht
ein reiher
auffliegt
wie das glück
sammlungen
schwalben bündeln
das licht
mit ihnen ziehe ich
ins land
der ewigen blüte
feuer
mein name
brand
mein kuss
ich
fackel und
flamme
wer empfängt
mich
wer nimmt
mich an
zwischen
sein und
flüchtigkeit
krähen
diese windhexen
habt ihr sie
gesehen
habt ihr sie
erkannt
sie stürmen
den himmel
plündern ihn
ich stehe
am fenster
und staune
ich bin
reiterin
der lüfte
folge
dem ruf
der federn
gibt es
klang
gibt es
stille
und
wer zeugt
das licht
ruf ich mein echo
ruf ich meinen namen
morgenschwalben
und die berührung
des engels mich
an den sternstaub
zu erinnern
bis zum abendgruss
der schwalben
über den hügeln
jetzt
verfrüht
plaudern stare
ihre geheimnisse
aus
aus dem dunst
steigen wörter
kräfte
voll zauber
mit
leuchtenden buchstaben
am rand
ich bin
poetin des windes
priesterin der luft
lege ab
feder und wort
hülle
meine träume
in schmetterlingsflügel
und wage
die unendlichkeit
im wintersilber
des wassers
als fisch
als alge
tiefer
in den flussgrund
oder höher
zum sternenstaub
der moleküle
der essenzen von blumen
und mond
um mich
einzuordnen
in die geheimnisse
des allnichts
wochen tage stunden
trägt der fluss
blätter in den see
ihr gold weckt
das meer
noch schweigt
der winter
die horizonte brechen
keine stille und
stunden tage wochen
trägt der fluss
blätter in den see
kuhglocken wehend wie
aus fernen tempeln
das wasser von
himmelstiefe
mein atem
meine schritte
ein liebespaar
im herbst
krähen nördlich
des lichts -
am tag der hexen
unter eiben
den zauber entfacht
für das lachen
der kinder -
noch ist das gras
grün
auf allen dingen
die signatur des einen
ob lilie schwalbe
himmel wasser
kind oder tier
in unsichtbarer
leuchtschrift
ein einziges
wort
liebe
1
après le long mariage
de l'air et de l'eau
je hume l'haleine salée
de ces pâtures liquides
se transformant parfois
en murailles mortelles
changeant encore
en aubes roses
débuts vert-pomme
quand tombe la nuit
je plonge
dans le mystère
de ces règnes
happant juste
avant les ténèbres
le langage
de leurs esprit
2
vents émeraudes -
délicatement le soleil
pose des rubans pourpres
sur les étendues limpides
ainsi pârées
les dentelles d'écume
avancent tressaillantes
au-devant de leur exstinction
sombrant
entre éternité et silence
je fonds avec elles
dans un dernier ourlet d'or
unissant l'eau moirée
aux éclats stellaires
immémoriaux
3
me voilà en face
des ondes lourdes
lente valse de vagues
s'évanouissant au large
dans un soupir de bulle
mer-matrice!
ainsi je me confond
dans tes couronnes mousseuses
et saurai
par le balancement
de ton souffle
quand l'éternité
nous reprendra
abendspiel der krähen
in the winds of change
le printemps brûlera
SOCIAL SPACE
come now.
sit with me.
it is raining
on empty squares
and streets.
memories are lost
in the mists
of nowhere.
come now.
take my hand
in yours.
do not be afraid
of death.
there is a soft tune
in the air.
sit with me
on razor's edge.
we are not
going to die.
see those buildings.
how empty they seem.
and the trees and
the bushes.
how lonely
they are.
as is this
old woman
in her room.
we are
lost.
we are not
lost.
in the spaces we've
learned to perceive
there are souls and
worlds. prayers and
condemnations.
what do we know
about this new entity.
nothing.
so come now
sit with me.
hold my hands.
i will embrace
you
fearless.
rain is falling.
night has come.
without moon nor
stars.
our empty beds
our empty plates
either stay empty
or
we fill them with
what was known
as hope.
CORONA-BRIDE
there again
out of nowhere
this lonely tune
a bride wipes
her tears away
she keeps doing it
a hundred year
her guests fell
asleep
while her dead
have awaken
to caress her
to claim her
who
would know
where is
the bridegroom
his face forlorn
in the fog
of fear
his voice muffled
by a piece of cloth
will she hear him
will he reach her
who
can tell
clouds are passing
over the scene
rose petals
keep swirling
down and
out of nowhere
comes
this lovely tune
RESPITE
first
be silent
then pray
following
the creek
into the
green chambers
of the trees
they are
welcoming
you
with their
bees
and the sun
between thick
branches
is mirroring
itself in the
moving water
while strong
winds blow
through the
canopy
of this
palace called
earth.
so then
first pray
then
be silent
CREMONA (IT)
she
standing
there
in a red
robe
playing
the violin
a weeping
heart
while we
dead-still
hear
our own shadows
part
she there
alone
on a rooftop
playing
the violin
to mourn
mankind
and regain
melodies
out of
the abyss
that we
are
she there
alone and
courageous
as poppies
are
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1
unfoldings
of red
and gold
fires
of the soul
glow
into
the darkness
my body becomes
transparent
i see
celebrations
of gold and
red
2
celebrations
in the fiercness
of fall
i plunge into
the soft waters
of the moon
holding hands
with my shadow
when i'll
reach the bottom
of knowing
i will turn
into a leaf
of spring
3
how strange this soft door.
i hardly have to push and
it opens to the night
where three moons are gliding
over a dark sea.
you will be standing at the shore
holding an egg in your hands.
i will bury it
in the glistening sand.
the moons will be watching
till dawn rises out
of the waves.
when the sun burns
we'll part
knowing that the door is
soft
as your lips on mine.
13.10.20
Gedichte 2021/22
Mein Zelt in der Luft
© bei romie lie
die gedichte dürfen ohne einverständnis der autorin weder kopiert noch gedruckt werden.
juni
immer
sind es rosen
die rufen
vom sommer
geliebt
tanze ich gar
auf ihren dornen
GRATENA
1
bei der buckligen
über geröll
ins hüfthohe farnland
weiter
unter lichten bäumen
der pfad schmal
nun weich
in die wildnis
hinein
wind füttert mich
denn hier
auf der felsenkuppe
bin ich längst
nicht mehr ich
2
eidechsenmond
über dem see
lass ich mich
betrachten
unter den palmen
den felligen
freundinnen zwischen
stille und stille
der wellenschläge
bis lautlos der tau
meine füsse netzt
spielarten von licht
und silber
hügelan
weissgetupftes doch
unheimlich die luft
zwischen gipfel und
gipfel
es packt mich
die eishand
wärmt nicht
schon der wind
geissblattdüfte
das geläut alter türme
ist das marktgeschrei
vor den türen
tod oder aufbruch
während der frühling
weiter samen trägt
das mass voll
licht
gleichmass der schritte
in der herbstblauen luft
wie kühl
das steinkissen
wie treffsicher
der traum
lehrt mich das atmen
für den sterbenden
baum
SPÄTHERBST
trink dieses licht
bis dir der mund
überläuft
katzen und krähen
im alten gras
ein alter bindet
blätter
für die zartheit
seiner vase
unterwirf dich
dem lichtgang
ohne ende
trägt der fluss
das laub hinab
PRÉMONITION
voici ton rêve
naissant des eaux
tu accoucheras
d'un fleuve
que nulle mer
ne refusera
tes enfants
supplieront la terre
de tourner encore
ta nuit sera longue
et ton rêve s'accomplira
the beat of
a lonely heart
in a wintry sky
flapping wings
of roses
and birds
screams within
and
the immesurably
tender sigh
of a first breath
birdwings and
rosepetals are
of the same fire
don't i feel
their travel
from far ajar
to this day
my cells are
birthing stars
within galaxies
akin to the fox
and the moon
am i not
this close
to the last steps