Neue Gedichte 2023


© bei romie lie

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1


ich zürne

der zeit

ich zürne

den zahlen


vor drei tagen

lag eine frau

in meiner

seelenbeuge


ich zürne

der zeit

ich zürne

den zahlen


sie tun

als wär

tod nicht

leben


als würden

sterbende

nicht

neugeboren


2


das wasser

undurchdringlich

doch


schau wie

weiss

die feder

auf ihm

ruht


musik erklingt


erinnerungen

ziehen vorüber


wir reden

wir schweigen

nichts


ist

vorgegeben


3


wir sind

in der freiheit

angekommen


dein herz schlägt

leiser


findet

seine heimat


nach allen

seiten

der liebe



 

1


ich kenne

das glücklose licht

wenn


erdmächte

erwachen


gipfel und täler

verschwinden


allein

mit dem mond


verleugne ich

gar meine Liebe



2


ich

eine hütte


ein paar bücher


am fenster

eine tote fliege


kein topf

kein staubkorn


worauf

warte ich selbst

zu entschwinden



3


überflammt

von träumen


das kissen

feucht


zerbrach nicht

meine henkeltasse


liegen nicht

scherben herum

als


warteten sie

auf ein morgen



4


ich entzünde

einen kerzenstummel


das geheimnis

blickt mich an


ein blatt fällt

vom baum


bin ich es



5


die gräber

moosüberwachsen


was brächte es

um jugend zu bitten


die Liebe ist

gekommen

und


gegangen

im letzten licht



6


auf der türschwelle

warte ich auf Sie


hütte palast

oder tempel


Sie ist nicht

wählerisch

was


zittert

meine seele


vernimmt sie

den frühlingsvogel


Ihre schritte

vor der tür


auf meinem schoss

schnurrt

der getigerte kater



7



mein bett

aus schnee


wie bitter

der tee schmeckt


der honigtopf

war leer


dies wird eine

eisige nacht



8


es ist

die feurigste


zärtlich blickt

Sie mich an


küsst mich

dass mir

die sinne

schwinden



9


plötzlich

füllt sich mein kopf

mit wolken


der stift rollt

weg


ich lehne an

Ihrem finger



10


im abendlicht

Ihr gesicht

und nichts

als meine hände

es zu liebkosen

unaufhörlich



11


ich nehm-

den kittel

vom haken


kehre

die l-wörter

zusammen


lege sie

am fenster

aus


sie werden

blühen



 

manchmal

frage ich mich

ob die vögel

den wind

als bunte bänder

sehen

manchmal

frage ich mich

ob sie ihnen

blindlings folgen

manchmal

frage ich mich

ob ich meine arme nur

öffnen bräuchte

mit ihnen zu fliegen




glockenmorgen

über der stadt


an jeder zweigspitze

eine knospe


explodiert

ihr sternenleib


höre ich

ein summen


im verklingen

der glocken

über der stadt



 

du säst buchstaben

in meinen leib


ich schmiege mich

an deinen

bis



in der morgenluft

der see entziffert

was du gepflanzt



 

gesammelte gedichte

als


lägen sie verstreut

in den strassen


schaukelten

von ratten

zerfressen

auf abschaum


gesammelte gedichte

als


faulten sie

in stadtgruben


verloren und


unvergessen



 

kein obdach

im haus

welt


ohne aussicht

aus den fenstern

wirklichkeit


türlos

das gebäude

universum


und wieder

rundet sich

die zeit


öffnen sich

spiralen


wohin des wegs

fragt eine alte


überrascht von

der eigenen antwort



 

seifenblase

randvoll mit

himmel


siebenfarbige

flüchtigkeit

platzt


vor den augen

überraschter kinder



 

im

lautlosen reifen

der früchte


dehnt sich

der himmel

zum herbst


kaum

ein hauch

in der luft


mein fuss sinkt in

weiche schatten


folgt den ordnungen

von tod und ernte



 

1


taube im feuer


krallen und

schnabel asche


bin ich die taube

bin ich das feuer


was verübt meine hand


2


nie

erscheinen die götter

nackt und

wenn im traum

ihr zorn entbrennt

schlägt es noch

im morgengrauen

mitternacht -

der horizont

ein abgrund

der tag

ein fluch


zur ukraine



 

FLUSS


sonnenzeilen

über den steinen


ungelesen

huschen sie

dahin


himmelan

meerwärts


ohne wort

ohne laut



 1


ein garten

in meinen gärten


laub ruht

auf rosen


liebste steht

auf einer seite


deine haut zart

und heiss

auf einer andern


ich sammle

die blätter


bette sie

in schachteln


diese kleinen särge

mit küssen und

schmetterlingen

lass ich

in die flammen

fallen


sie lodern

verbrennen


hauch nun

der verweht


2


novemberrauschen


jähes licht entfacht

die hügelzüge


das feuer züngelt


ich füttere es

mit sätzen


die berge rücken

näher


schutzkreis von

fels und schatten


wacht nun

der mond


rüttelt wind

am haus


fegt regen

übers dach

ist liebe


sein letztes wort



 1


stürzendes meer


engel entfliehen

dem schaum


schreien sie

uns her


wir gehorchen

nicht


aus angst vor sich

aufbäumenden rossen

aus poseidons hand


2


tochter

in vaters turm

schaut


bienen und meere

verschickt


blumen und

blätter


ihre nächte

jedoch


ein versiegelter

fluchtweg


3


die dichtende

versteckt sich hinter


wolken und wörtern

bis


ihre schiffe

nach und nach

sinken


sie uns

eines leisen tages

selbst entschwindet


to emily dickinson

nach der lektüre

ihrer briefe



 

lieber mond


leg dich

neben mich


wärme mir

den rücken


trage mich

ins traumland

zu


den mitternachtsgärten

den quellen aus morgentau


du weisst

welche wasser

mein herz berauschen



 

sturmtrunken

das laub


heute feiere ich

meine buntheit


die wolken

wie jagdschiffe


es ist die ordnung

der toten

hell


im finsteren land



 

waldbraut


ein bär holt mich

zum tanz


ich werde jägerin

des lichts


je kälter

umso


dunkler


je wärmer

umso


heller


mit meinen fängen

reisse ich

einen sternenleib


wie kommt es dazu

schreie ich


bin ich doch

waldbraut


tänzerin mit

einem bären



 

kristalllicht

der nacht


die sonst

beredten sterne

schweigen


schnee fällt

auf leere wege


nichts

dein kuss auf

meinem mund



 

baumsonnen

shed their fiery tears

offrant leurs bourgeons naissants



 

bloom over bloom


rosy dreams

of flowing air


tender kisses

touching us

at the core


what are we

waiting for

to sing

the songs

of grace



 

autumn leaves

layers upon layers
of gold

streams of light
cascading into
my eyes

only awe is

saving me

of

the crush
under yellow skies



 

i hurried along

with every word

you wrote


fast and faster


then i was

the void


floating

through the air


lighter than

a feather


transluscent

in the ascend

after

being hurtled

to the ground



 

EPICUR


dentelles de nuages


le soleil caresse

les sommets


un homme tisse

des mots


sait-il

dans son jardin

exigu

qu'il forge

des lettres

sans l'accord

de l'herbe